Seit der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis nach einem gewalttätigen Polizeieinsatz erstickte, kommt es in zahlreichen US-Städten zu Demonstrationen, Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. US-Präsident Donald Trump reagierte, indem er den Einsatz des Militärs gegen die Demonstrierenden forderte. Doch während die Polarisierung in den USA zunimmt und der Präsident Öl ins Feuer gießt, wird schnell vergessen, wie tiefsitzend und strukturell der Rassismus in den USA ist.

Laut einer Untersuchung der Rutgers Universität in den USA stirbt einer von tausend schwarzen Männern in den USA durch eine Polizeiwaffe. Das ist 2,5 Mal wahrscheinlicher als für einen weißen Mann auf diese Art zu sterben und sogar wahrscheinlicher als bei Rubbellosen einen Gewinn zu machen, wie Studienleiter Frank Edwards gegenüber der Los Angeles Times ausführte.

Noch schlimmer sind die Zahlen, wenn man sich bewusst macht, dass junge Männer ein weit höheres Risiko haben als alte Männer erschossen zu werden. dAs größte Risiko besteht zwischen 20 und 35. Für junge schwarze Männer ist es wahrscheinlicher durch die Polizei zu sterben als durch Herzkrankheiten. Lungenkrankheiten, Diabetes oder Influenza.

Das Problem ist so weit verbreitet, dass nicht nur die Toten selbst Opfer werden. Für junge Afroamerikaner ist es sehr wahrscheinlich jemanden zu kennen, der selbst Opfer von Polizeigewalt wurde. Für die schwarzen Communities in den USA bedeutet das laut einer neuen Studie im medizinischen Fachjournal Lancet ein viel höheres Risiko an zahlreichen anderen Krankheiten zu erkranken. Unter ständigem erhöhten Stress zu leben wirkt sich auf so unterschiedliche Bereiche wie die Psyche oder das Herz negativ aus. So nehmen auch diejenigen Schaden, die nicht unmittelbar selbst betroffen sind.

Für Frauen ist das Risiko generell sehr viel geringer als für Männer Opfer von Polizeigewalt zu werden. Es ist 20 mal wahrscheinlicher für einen Mann als eine Frau zu sterben. Aber auch für schwarze Frauen war es 40 mal wahrscheinlicher durch Polizeigewalt zu sterben als für weiße.

Vor 43 Jahren beauftragte der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson den US-Gouverneur Otto Kerner mit einem Bericht über die Ursache der Aufstände in den US-Städten von 1967. Schon damals fand die Kommission heraus, dass soziale Ungleichheit, ein versagendes Sozialsystem, Rassismus und Polizeibrutalität die wesentlichen Ursachen für die Aufstände waren. 43 Jahre später sieht es so aus als hätte sich wenig geändert.