Anfang Juni schien in Deutschland und Österreich noch alles in Ordnung. Die Viruszahlen waren rückläufig, Lockerungen im Umgang mit COVID-19 wurden erlassen. Das Leben schien wieder mehr oder weniger einen normalen Lauf zu nehmen. Doch dann kam Tönnies.
In dieser Fleischfabrik, was ein unglaublich abstoßender Ausdruck ist, wenn man bedenkt, dass es sich um Lebewesen handelt, brach ein lokaler Corona-Cluster aus. Dieser Ausbruch verdeutlichte, einerseits dass das Virus bei weitem nicht besiegt ist und wir jederzeit mit Clustern rechnen müssen. Andererseits traten die unzumutbaren Arbeitsverhältnisse dort zu Tage. Ehemalige MitarbeiterInnen berichten von bis zu 200 Stunden pro Monat und Unterkünfte, die man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünscht. Hauptsächlich waren dort ArbeitsmigrantInnen beschäftigt, die auf den kargen Lohn angewiesen waren. Die aktuellen Berichte zeigen ein System, welches unfassbares Tierleid verursacht, Menschen ausbeutet und darüber hinaus dazu führte, dass sich das Virus wieder massiv ausbreiten konnte.
Diese Geschichte hat auch eine österreichische Dimension. So ist jener Clemens Tönnies, übrigens angeblich 1,6 Milliarden schwer, auch Aufsichtsrat des österreichischen Fleischproduzenten Handl Tyrol. Und auch in Österreich kam es zu Corona Ausbrüchen in drei Fleischfabriken in Oberösterreich.
Jenem Bundesland, welches von einem ehemaligen ÖVP-Berater Schutzmasken zum 6-fachen des Marktpreises bezahlt haben soll. Und auch in Österreich dürften die Arbeitsbedingungen alles andere als menschengerecht zu sein. So wird behauptet, dass die ArbeiterInnen in gewissen österreichischen Fleischfabriken 1.200 Euro netto verdienen, wovon sie noch einmal 300 Euro für das Quartier zu zahlen haben. Das heißt, dass für diese harte Arbeit gerade einmal 900 Euro am Konto bleiben. Auf das Wohl der Tiere wird in den wenigsten Fällen Acht genommen, weder in den Zuchtstätten noch in den Schlachthöfen. Als KonsumentInnen müssen wir uns die Frage stellen, ob uns Billigfleisch das alles wert ist, oder nicht.
Es braucht daher dringend mehr Kontrollen und strenge Sanktionen in diesem Bereich. Es braucht Förderungen für Kleinproduzenten, die fair, biologisch und nachhaltig arbeiten. Und es braucht Maßnahmen, um das Tierleid zu beendigen.